Geschichte des Bergbaus in Aalen
 
 
Die uns umgebende Landschaft ist die Ablagerung von einem Süß-
wassermeer, welches vor Jahrmillionen den größten Teil von Europa überflutete. Die unterste Schicht dieser Ablagerung der schwarze Jura
oder Lias. Auf ihm lagert der braune Jura oder Dogger und ganz
oben der weiße Jura oder Malm.

Zur Zeit als der Dogger sich ablagerte brachten Flüsse aus dem Osten
in feinzerteiltem Zustand Teile von Eisenoxyd, diesich in den Dogger einbetteten. Durch chemische und mechanische Einflüsse verwandelte
sich die ganze Ablagerung des Jurameers im Verlauf langer Zeiträume
in Gestein. Mit dieser aber auch Eisenoxyd, das heute als eolithischer Brauneisenstein bergbaulich gewonnen wird.

Neben Kohle und Öl ist Eisen einer der wichtigsten Bodenschätze,
über welche wir verfügen. Es kommt in zweierlei Form vor , in erbsen-
bis faustgroßen Stücken als Bohnerz und als “gewachsenes” Gestein,
das Stuferz. Das Bohnerz hat seinen Namen von seiner Form und
wurde im Tagbau gewonnen,indem man tiefe Gräben, sogenannte
Pingen zog. Solche Pingen sind bis heute noch im Grauleshof
erkennbar.

Das Bohnerz besteht besteht aus:

35% Eisen, 35% Quarzsand, 10% Wasser, der Rest aus Mangan
oder sonstigen Verbindungen.

Für die Bauern der Heidenheimer Gegend war das Graben nach
Bohnerz eine Nebenbeschäftigung. Im Winter zogen sie ihre Pingen,
im Sommer warfen sie dieselben wieder zu und bestellten das Feld
als Acker.

Der Bohnerzabbau war wenig ergiebig, die Vorräte waren auch bald erschöpft. Man ging deshalb zum Stollenbau auf eolithischen Braun-
eisenstein über. Er hat zwar etwas weniger Eisengehalt, dafür aber
kommt er in Flözen bis zu 1,8 m Mächtigkeit vor.

Das vorkommen von Eisen in unserer Gegend war schon den Römern
bekannt. 1906 wurde im alten Römerkastell von Heidenheim ein Eisen-schmelzofen freigelegt, der diese Tatsache bestätigt.Vermutlich haben
die Römer diese Kenntnisse von den hier ansässigen Kelten übernom-
men. Auch die Fundberichte aus Schwaben berichten von alten Wald-schmieden.

Die Weiterverbreitung des Eisenerzes erfolgte auf primitivste Art in
offenen Rennfeuern. Es ist allerdings undenkbar, daß man das Erz
unter offenen Feuer mit Holzkohlen zum Fluß bringen konnte. Es
kann sich also nur um ein Schweißen gehandelt haben, wobei aber
das geschmiedete Gut mit Schlacken und allen möglichen Beimeng-
ungen verunreinigt war.

 
 
Schlacke neueren Ursprungs kann man heute noch am Rand älterer Wege finden, da diese im Straßenbau verwendung fanden.
 
Das Rennfeuer (auch Wolfsfeuer genannt) ist eine der frühesten Methoden um Eisen herzustellen. Das kohlenstoffarme Eisen wird aus der sogenannten Luppe gewonnen. Diese wird Ausgeschmiedet und dann weiterverwendet. Erst im 15. Jahrhundert werden die ersten Flammöfen entwickelt die Eisen mit höherem Kohlenstoffgehalt produzierten. Dieses Eisen wurde jedoch hauptsächlich für Kanonen und Glocken verwendet.  
 

Anmerkung Rennfeuer:

Heute ist bekannt das man bereits in der Eisenzeit durchaus hoch-
wertiges Eisen gegossen hat.Vor der Siedlung verarbeiteten beson-
dere Spezialisten Raseneisenerz zu Schmiedefähigem Eisen:

Zuvor hatten sie in der Umgebung das hochwertige Erz aus dem
Boden herausgebrochen, anschließend zur verringerung des Wasser-
gehalts in einem offenen Feuer geröstet und danach zerkleinert, um
die Oberfläche zu vergrößern und die Reduktion zu erleichtern. Der
mehrfach benutzte Schmelzofen aus Lehm steht in einer flachen Ar-
beitsgrube. Von dort bläst ein Arbeiter mit einem Blasebalg Luft
durch die Öffnung in den Ofen, um die notwendige Hitze zum Sch-
melzen zu erreichen. Die Beschickung des Ofens mit Erz und Holz-
kohle erfolgt von oben. Die ausgeschmolzene Eisenluppe wird an-
schließend wegen zahlreicher Verunreinigungen ( Schlacken) im Ausheizprozess weiterverarbeitet. Dazu wird sie erneut im Feuer
erhitzt und anschließend die Schlacke ausgehämmert.

Früheste archäologische Zeugnisse des Bergbaus:
Früheste archäologische Zeugnisse des Bergbaus weisen in die Jung-
steinzeit. Kupfer wurde schon 5000 v. Chr. im Sinai, Kupfer, Gold
und Türkise um 3000 v. Chr. in Ägypten abgebaut. Wahrscheinlich
gab es gegen 3000 v.Chr. auch schon Metallgruben in Indien und
China. Um 2500 begann dann auch dieKupferförderung in Mittel-
deutschland. Eisenerz wurde etwa ab 800 v.Chr. in den Alpen abge-
baut ab etwa 500 v Chr. in Mitteldeutschland. Zeugnis davon ist ein
Ofen aus der La-Tene-Zeit in Wilnsdorf. Der Abbau von Steinkohle
ist seit dem 9. Jahrhundert in England bekannt. Vögel dienten früher
als Alarmanlage bei Sauerstoffmangel.

In unserer Gegend wird der Bergbau urkundlich am 14. April 1365
erwähnt, also zur Zeit als Aalen Reichsstadt wurde. Am obigen Tage
verlieh Kaiser Karl der IV. dem Grafen Ulrich von Helfenstein das
Recht “alles Eisenwerk in der Herrschaft und im Wildbann desselben
von Helfenstein, wo das gelegen sei, mit Mühlen, Hämmern an der
Brenz und am Kochen oder anderswo, wo er deren bedarf, zu machen,
zur Notdurft des obengenannten Eisenwerks.”

Die Mönche von Königsbronn scheinen jedoch diese Industrie schon
früher betrieben zu haben. Im Jahre 1366 verlieh der Kaiser diesem
Kloster das Recht “Steine zu brechen im Tale zu Lautern, worin sie zu
schützen den kaiserlichen Vögten zu Rosenstein, Lauterburg und Aalen befohlen wird.” Zu gleicher Zeit wurde dem Kloster das Graben nach
Erz auf eigenem Gebiet erneut bestätigt.

1367 bekam das Kloster Neresheim ein Bergregal verliehen. Geschürft
wurde bei Michelfeld, Unterriffingen und Dorfmerkingen.Die Propstei
Ellwangen erschien nun endlich auch als Konkurrent, jedoch reichlich
100 Jahre später. Sie schürfte mit dem Kloster Neresheim gemeinsam.
Auch Heidenheim fing 1511 an sich am Bergbau zu beteiligen und
erhielt von Herzog Ulrich von Württemberg das Recht, am Retzenberg,
Rauhenbuch und Wellisberg zu schürfen.

Die freie Reichsstadt Aalen das genügend Erz auf eigenem Boden be-
saß, hat es nicht verstanden ihren Vorteil auszunützen. Auch später,
als Württemberg das damals größte Erzlager in der Umgegend, den
Burgstall ausbeutete, hat es die Stadt versäumt, die Aufbereitung des
Erzes an Ort und Stelle zur Bedingung zu machen, anstatt daß dies
Kochen und Königsbronn geschah. Es ließ sich mit ein paar Kreuzern Trinkgeld abspeisen.

Unterkochen lag eine Zeit lang still, bis im Jahre 1551 Peter von Bragenhofen, genannt Fetzer, die Erlaubnis erwirkte, am Kocherursprung in Unterkochen einen Schmelzofen mit Läuterfeuer gegen eine jährliche Abgabe von 10 Gulden errichten zu dürfen.

Im Jahre 1600 besaß Württemberg fünf Bergwerke und die Eisen-
werke von Königsbronn, Itzelberg, Heidenheim, Mergelstetten, Ober-
und Unterkochen. Der Verkauf von Eisen ins Ausland wurde nun
Verboten.

Dem Beispiel Württembergs folgend errichtete Ellwangen voreilig
einen Hochofen bei Abtsgmünd, da dort Eisenerz gefunden worden
war. Die Sache bewährte sich aber nicht und nachdem man in Ober-
alfingen eine reiche Erzader gefunden hatte, führte man von dort das
Erz nach Abtsgmünd.

Rund um den Braunen Berg vollzog sich von 1608 an eine rasante
wirtschafts- und industriegeschichtliche Entwicklung, nachdem Hans
Sigmund von Woellwarth am Brauneberg auf das erste Hauptflöz
gestoßen war.

 
 
Darstellung des Bergbaus um 1600
 

Anmerkung:

Sigmund von Wöllwart enteckte bei seinem Dorf Attenhofen das obere
1,4 m mächtige Hauptflöz des Stuferzes. Noch heute steht ein Gedenkstein an dieser Stelle mit der Inschrift:

“DURCH GOTTES GNADT HAT HANS SIGMUND VON
WÖLWART ANNO 1608 DIS EISENERZ GEFUNDEN.
GOTT GEB IHM GNAD...H.J.S. AMEN"

 
 

Nun erhielt Freiherr von Wöllwarth von Ellwangen einen ablehnen-
den Bescheid, das nun seinerseits 1611 einen Schmelzofen in Abts-
gmünd baute, um auch die dortigen Erze, die allerdings nicht reich-
lich waren, zu verhütten. Die Fürstprobstei Ellwangen besaß nun die Eisenwerke von Ober- und Unterkochen, das Schmelz- und Hammer-
werk Abtsgmünd, die alten Erzgruben am Bohlrain, beim roten Stich
und die bei Oberalfingen und Abtsgmünd.

Die Wege zu den Verarbeitungsstätten dieser Zeit waren aber schlecht
und weit, das ärgste Hemmnis waren aber die Zollschranken.

Im 30 jährigen Krieg, kurz nach der Schlacht in Nördlingen, mußten
die Hüttenwerke an die kaiserliche Armee die nötige Artillerie-Munition liefern. Dann wurden die Werke abgebrannt und die Werke lagen während den Rest des Krieges still.

Nach der Zerstörung der vor dem Krieg errichteten Anlagen - 1644
hat man den Oberkochener Hochofen abbrechen müssen. So kam es
das die Probstei einen Hochofen in der nähe der Erzstätten zu bauen.
1668 begann man mit dem Bau in Wasseralfingen die am nächsten
zu den Erzstätten lag und zugleich viel Holz zum Schmelzen zur Ver-
fügung hatte. Am 17.02.1671 gab der Schmelzofen um 6 Uhr mor-
gens das Erste Eisen, 13 Zentner und 14 Pfund.

1680 wurde die Anlage durch größere Bauten erweitert:

-ein Schlackenwaschhaus
-eine Pochhütte
-eine Kohlenbütte
-einige Wohngelasse für die Ofenknechte
-ein Formhaus
-ein Gießhaus
-eine Erzwaage

Doch es wurde immernoch im Tagebau gearbeitet mit Hammer und
Meißel. Und die meißten Erzader führten bis tief in den Berg hinein.
Man mußte also zum Stollenbau übergehen.

 
 
Im Jahr 1724 war man unter den Rainen 315 Fuß in den Berg ein-
gedrungen, was den Bau eines Wetterstollens notwendig machte. Das eingedrungene Wasser mußte mit Kübeln herausgetragen werden.
Der Bergbau war in den Anfängen mit großen Schwierigkeiten ver-
bunden, die öfters zu schweren Unfällen und zur Aufgabe einiger
Stollen führte.1741 konnte die erste Waschmaschine in Betrieb genommen werden. Die geförderte Erzmenge reichte aber nicht aus,so daß auch Bohnerz von Hülen, Onatsfeld, von der Markung Essingen, Dorfmerkingen, Michelfeld und Oberriffingen zugeführt werden mußte.Der Obersteiger Christoph Hermann Plockh erzielte weitere Erfolge, so wurden durch einen Bergmann aus Tirol die ersten Sprengungen durchgeführt. Und unter Plockhs Leitung wurde das Erz nicht mehr in Körben sondern in sogenannten Hunten heraus-geführt.1797 waren es mit dem Clemensstollen und dem Holzstollen insgesamt sechs, die in Betrieb waren. Der Hauptförderstollen, indem das ober Flöz angebohrt wurde, war der Clemensstollen.
 
 
Schema eines Bergbaus. a=Gänge, b=Lager und Flöze, c=Stöcke, d=Stollen,
e=Schacht, A=Nebengestein
 

1802 gehen die Schwäbischen Hüttenwerke in den Besitz des Staates
Württemberg.1806 konnte man in Wasseralfingen das erste Eisenwerk einweihen, das zu dieser Zeit bereits eines der bedeutendsten auf dem
europäischen Kontinent war.


 
 
Das Hüttenwerk in Wasseralfingen im 19. Jahrhundert
 
Für den eigentlichen Aufschwung sorgte dann in den Jahren 1811-1843 Bergrat Faber du Faur. 1811 legte man den “Tiefen Stollen” zunächst als Ableitungsschacht für die Gruben-wasser an, bevor er zum Hauptförderstollen ausgebaut wurde (bis 1858 auf 1000 m Tiefe vorangetrieben). Anstelle der Handkarren transpor-tierte man von 1852 an das Erz in Loren auf Schienen. Anfangs wurden sie noch von Arbeitern zu Tage gezogen, bevor Pferde diesen mühsamen Part übernahmen.  
 
1854 baute man 50 m vor dem Stolleneingang das so genannte Erzscheidehaus, um dort das Erz vom Gestein zu trennen. Die dabei entstandenen riesigen Abfallhalden bilden heute den Untergrund für
den Sportplatz des FC Victoria Wasseralfingen.1860 befanden sich der Bergbau und die Eisenerzeugung im Raum Wasseralfingen auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Von 1876 an schaffte man das Erz mit der Grubenbahn, in ihrer Art die erste in Deutschland, vom Stollen zum Hochofen. Eine zahnradgetriebene Lokomotive mit 2 Personenwagen und 48 Grubenwägen bewältigte die 6 km lange Strecke. 1897 ist ein Schmelzofen in der Nähe von Tauchenweiler bei Essingen ausgegraben worden; er wird in denZeitraum zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert datiert.Nach dem ersten Weltkrieg 1919/1920 wurde oberhalb Attenhofens ein neuer Stollen erschlossen und 1921 der neue Stollenmit Fördergleisen erbaut. 1923/1924 Folgte eine Schwebebahn mit einer Winkelstation, um das Erz und die dazu benötigten Kalksteine, die der Steinbruch auf dem Braunenberg lieferte, ins Tal zum Hochofen zu beförden.
 
 
Überreste der Schwebebahn (Winkelstation)
 
Aus mehreren Gründen war der Bergbau in Aalen zum sterben ver-
urteilt:1925 brach der Hochofen zusammen und wurde nicht mehr aufgebaut. 1929 wird die Schmiede in Abtsgmünd stillgelegt. ImJahre 1934 wurde die Grube am Braunenberg für wenige Jahre wieder
eröffnet. 1939 wurde dann der gesamte Bergwerksbetrieb eingestellt
und die Schwebebahn 1942/1943 abgebrochen. An den Wasseralfinger Bergbau erinnert heute noch die weitbekannte Bergkapelle mit ihren Uniformen. Seit 1921 betreiben die Schwäbischen Hüttenwerke das Geschäft mit dem Eisen und halten den “Tiefen Stollen” als Besucherbergwerk geöffnet.