Das Kohortenkastell Aalen



Das Reiterkastell in Aalen

















 
 
 
Das Kastell Aalen lag etwa 4 km südlich der römischen Reichsgrenze gegen
das freie Germanien. Die Umfassungsmauern des Kastells und der Lagergraben haben Steimle und Hettner (Reichslimeskommission) 1894/95 festgestellt.
Von den Lagerinnenbauten haben Steimle und Hettner das Stabsgebäude
(principia) untersucht. Sie stellten eine große Torhalle über der Hauptlager-
straße (via principalis) fest, einen Mittelhof und eine Querhalle.

Das Fahnenheiligtum (sacellum) in der Mitte der rückwärtigen Zimmerreihe
war durch eine Apsis (griech. “Gewölbe”) hervorgehoben.Unter dem Fahnenheiligtum befand sich ein Keller, der zur Aufnahme der
Truppenkasse diente.




In einem südöstlich anschließendem Gebäude (27,3m x 12m) fanden die
Ausgräber Ziegel mit dem Stempel der AL(a) II Fl (avi [militaria]. Eine Ala ist
eine Einheit aus 1000 berittenen Soldaten. Früher ging man davon aus, die ala II Flavia militaria sei identisch mit der in den obergermanischen Militärdiplomen der Jahre 74 und 82 n.Chr. genannten ala II Flavia gemina, von der man aber nun weiß daß sie eine ala quingenaria war, also nur 500 Reiter hatte.

Die Lagermauer (288m x 214m) hat die Form eines nicht ganz regelmäßigen Rechtecks mit abgerundeten Ecken. Zu den Befestigungsanlagen gehören außerdem Eck- und Zwischentürme sowie vier Tore mit je zwei Türmen und je zwei Durchfahrten.

Die Fundamente des Lagertors (porta principalis sinistra) wurden 1964 vom Landesdenkmalamt ausgegraben.

Von 1980-1986 wurde im Zuge der Erweiterung des Museums das Stabsge-
bäude (principia) systematisch ausgegraben und konserviert. Weitere kleinere Ausgrabungen im Umfeld des Museums erfolgten in den Jahren 1999 und 2005.

Um das Jahr 90 n.Chr. wurde die ala II Flavia zunächst nach Heidenheim verlegt. Um 150 n.Chr. bezog sie dann das Kastell Aalen. Um 160 n.Chr erbauten sie dann in Aalen das größte Reiterkastell nördlich der Alpen. Die
dort stationierte Ala II Flavia militaria war mit ihren 1000 Soldaten die größte und bedeutendste Truppe am gesamten Limes. Das Lager bestand für ca.
100 Jahre bis zur Aufgabe des Limes durch die Römer um 260/70 n.Chr.


Die Fundamentreste des Reiterkastells in Aalen




Das Aussehen der Kaserne:


Jede Kaserne hat 12 etwa gleichgroße Doppelbaracken (contubernia) mit
einem 4,50m x 4,30m großem Schlafsaal (papilio) mit Herdstelle, davor einen Raum zur Ablage der Waffen und davor einen auf die Straßen führenden, überdachten Raum zum Abstellen von Last- und Zugtieren.


Nachbildung einer Stube in einer Reiterbaracke (Limesmuseum Aalen)


Eine 21 cm starke Wand teilt die Kaserne zwischen dem 6. u. 7. Contubernium in zwei gleiche Hälften. In jeder Hälfte lag ein Reiterzug (turma) mit 42 Reitern, die 6 Contubernien und  den Erweiterungsbau zu verteilen sind. Die beiden nördlichen Turmkasernen öffnen sich auf die via sagularis.

In der Mitte befand sich das 70 x 60m große Stabsgebäude (principia)das sich
mit seiner 18 m hohen mächtigen Vorhalle erhebt. Im Mittelstreifen des Lagers stand das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), ein großer Speicher (horreum) sowie 2 weitere Funktionsgebäude und ein Magazin oder ein Lazarett.


Nachbildung vom Reiterkastell Aalen (Limesmuseum Aalen)


Hinzu kommen noch Stallungen für etwa 1100 Pferde. Die Ala militaria hatte
eine Sollstärke von 1008 Reitern (24Turmen a´ 42 Reitern und Stab). Dem
Kommandant der Ala (praefectus alae) unterstanden vermutlich die Besatz-
ungen der Nachbarkastelle.


Das Lagerdorf (vicus) am Kastell Aalen:

Auf der Südwestseite des Kastells breitete sich entlang der Straßen eine Zivil-siedlung (vicus) aus, wo Händler und Handwerker aber auch die Familien der Soldaten wohnten. Gute und schnelle Straßenverbindungen führten von hier
nach Westen Richtung Neckartal, nach Süden über die Alb an die Donau und
zur Provinzhauptstadt Augsburg und nach Osten Richtung Nördlinger Ries.
Leider sind gerade vom Aalener Lagerdorf nur ganz geringe Teile bekannt.
Der größte Teil der Fläche ist durch moderne Bebauung längst gestört.

Dennoch traten immer wieder Fundamente von römischen Gebäuden im
Umkreis des St. Johann Friedhofs auf. In der Gartenstraße fand man mehrere Brunnen, Münzen, Keramik und Schmuck. 1938 stieß man südlich an der
oberen Bahnstraße auf einer Fläche von 150 qm auf römische Baureste des
2./3. Jahrhunderts sowie auf sieben holzverschalte Brunnen mit Tiefen bis zu
8 Metern. 1925 wurde am Fuße des Burgstalles eine Begräbnisstätte und ein Totenverbrennungsplatz festgestellt. Es wird vermutet das es sich hierbei um
einen Friedhof der Reitertruppe und der Bewohner handelt.







Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Mannschaftsbaracke (contubernia)
Stabsgebäude (principia)
Wohnhaus des Kommandanten (praetorium)
Vorratsspeicher (horreum)
Magazin oder Lazarett
Magazin oder Lazarett
Zivilsiedlung (vicus)
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