Steinkreuze (Sühnesteine) in der Umgebung
In Baden-Württemberg gibt es über 800 Steinkreuze. Sie
sind hauptsächlich im Nord-Osten (Tauberland, Hohen-
loher Ebene) anzutreffen. Man gehrt davon aus dass es
einst über 1000 waren. Die Bedeutung als Totengedenk-
zeichen steht außer Zweifel - als Ort eines nicht alltäg-
lichen Schicksals.

Das Prinzip der Blutrache blieb weit bis in das Mittelalter
lebendig. Um die Blutrache zu überwinden wurde das
“Wergeld” eingeführt. Durch dem “Wert des Opfers an-
gemessene Sühne” konnten sich des Totschlags angeklagte
Täter freikaufen. Es wurden sogenannte Sühneverträge
beschlossen, die dann die Einzelheiten festlegten. Zum
Beispiel Bußgeld (“Manngeld”) für die Hinterbliebenen
und wer nicht die entsprechenden Gulden aufbringen kon-
nte, dem blieb nur noch der Gang zum Galgen. In diesen
Verträgen erscheint häufig die Verpflichtung ein steinernes
Kreuz am Tatort oder einer Stelle die von den Hinterblie-
benen zu bestimmen war, aufzustellen. Das Ziel dieser Sühne
war es dem Opfer sein Seelenheil zu sichern, an der Stelle
des Geschehens zu Beten, um so seine Qualen im Fegefeuer
zu mildern . Ein nicht unerheblicher Teil der Sühne sollte
aber zur Demütigung und Bloßstellung des Täters dienen.
Der Totschläger mußte oft mit entblößtem Haupt und erl-
oschener Kerze in der Nacht zum Grab des Opfers pilgern
um dort Abbitte zu leisten, laut den Namen des Opfers rufen
und sich solange Quer über das Grab legen bis der Priester
ihn wieder aufstehen ließ. Auch die Sippe des Täters wurde
des öfteren gedemütigt.
Es gab also mehrere Möglichkeiten den Ausbruch von Feindseligkeiten in Folge eines Mordes oder Totschlages zu verhindern:
- Todesstrafe
- die Verbannung des Täters
- der Totschläger wurde für vogelfrei erklärt
- oder eben die Vermittlung unter den beteiligten Familien über einen Sühnevertrag

Keinen freikauf gab es bei Diebstahl: Fast immer setzte der
Scharfrichter den Schlußpunkt.Nur bei ganz leichten Delikten begnügte er sich mit Abhacken der Hand. Grausam war auch die Strafe des Augenausstechens. Neben der Todesstrafe - Enthaupten, Hängen, Rädern, Ertränken, Sieden, Lebendigbegraben, Pfählen, Einmauern und Vierteilen gab es noch folgende Strafen - Ohrenabschneiden, Zungeabschneiden, Handabschlagen, Finger-abschneiden, Pranger stellen, Aus-hauen mit Ruten, Verweisen aus dem Gebiet, Turm- und Blockhausstrafen bis zu 6 Wochen, Geldstrafenund Hausarrest.
Die ältesten Sühne verträge stammen aus der Zeit nach 1350. Im 17. Jahrhundert erlosch der Brauch der Totschlagsühne (Sühnerecht) aufgrund der einsetzenden staatlichen Strafverfolgung. 1532 wurde durch Kaiser Karl V. die Constitution Criminalis Carolina” (CCC), auch Hals und Peinliche Gerichtsordnung genannt, erlassen. Nach diesem Datum durften keine außergerichtlichen Sühnever-träge mehr geschlossen werden.
Über die Jahre boten die Steinkreuze reichlich Nahrung für
Sagen und Legenden. Oft wurden diese Monumente gemieden, denn dort sei es nicht geheuer und einige wollen gar spukende Gespenster gesehen haben. Deshalb warf man manche Steinkreuze um oder grub sie ein, um diesem Spuken ein Ende zu bereiten. Andererorts glaubte man das die Kreuze Wunderkräfte besitzen und nutzte sie für allerlei Abergläubischen Handlungen. Woher auch die typischen Wetzrillen an den Steinen zeugen, da Nachts so mancher seine Messer, Sensen oder Waffen an den Steinen schärften und sich somit zumindest eine längere Haltbarkeit erhofften.
Die Kreuze wurden hauptsächlich aus dem Gestein was in der Nähe vorkam gefertigt (im Ostalbkreis hauptsächlichSandstein). Meißt waren Laien am Werk, denn in den Sühneverträgen wurde niemals vorgeschrieben wer das Kreuz herstellen soll. Wenn Symbole auf dem Kreuz verwendet wurden , beziehen die sich fast immer auf das Opfer. Zum Beispiel steht ein Rebmesser für einen erschlagenen Winzer, ein Hirtenstab für einen Schäfer oder Hirten, ein Messer oder eine Axt für einen Metzger, Ein Pflugsech (Pflugeisen) oder die Schar für einen Bauern, ein Weberschiffchen für einen Weber und ein Hammer für einen Schmied. Manchmal ist ein Kreuz, eine Inschrift mit Jahreszahl oder eine menschliche Figur eingeritzt.
Das Steinkreuz von Waiblingen:
In den Kocherwiesen, rund 200 m nördlich vom Ort, südlich
der Straße Hüttlingen-Abtsgmünd steht das Steinkreuz
von Waiblingen.
Es handelt sich hierbei um die sogenannte Lateinische Kreuzform aus Sandstein und ist größer als die üblichen Maße.Die Inschrift ist heute unleserlich, dennoch kann man sagen das dieses Kreuz ins 15./16. Jahrhundert datiert. Es heißt der jüngste Sohn von Georg Adelmann von Adel-mannsfelden, Christoph, machte eine Wahlfahrt ins gelobte Land und wurde auf dem Heimweg zwischen Hohenstadt und Abtsgmünd ermordet. In der Kirche von Hohenstadt wird dieses Ereignis auf einem Bild dargestellt. Eine Geschicht-liche erwähnung findet sich im Original-Pergament des Sühnevertrags vom 17. November 1495 (Gräflich Adelmannisches Archiv, Hohenstadt).
Das Steinkreuz von Hüttlingen:
rechts an der Lengenfelder Straße, am Ende des Neubaugebiet befindet sich das Steinkreuz von Hüttlingen.
Es handelt sich hierbei um ein aus Sandstein gefertigtem Schwedenkreuz, eventuell auch um ein Wegweiserkreuz mit Lateinischer Kreuzform, breitem Längsbalken, leichter Schaftverbreiterung und abgeneigtem Arm. Der Linke Arm ist abgebrochen.Leicht kann man noch die eingemeißelte Pflugschar erkennen. Datiert wird dieses Kreuz ins 16. Jahrhundert. Früher dachte man es handle sich hierbei um ein Römer- oder Hünengrab (Sage).
Das Steinkreuz von Rainau-Schwenningen:
Auf der Fahrstraße von Oberlengenfeld nach Schwenningen geht ein Feldweg vor einem Holzkreuz rechts ab, zur linken kommt man an einer Birke vorbei und ca. 100 m weiter steht auf der linken Seite ein Steinkreuz. Ich mußte allerdings etwas länger suchen da das Kreuz wegen der erneuerung des Weges durch einen Erdwall etwas versteckt liegt. Im Sommer ist das Kreuz evtl. durch Pflanzenbewuchs noch etwas schwieriger zu finden.
Auch hier handelt es sich um ein Schwedenkreuz aus Sandstein in Lateinischer Kreuzform mit abgerundetem Balkenende und breit abgesetztem Schaft. Datiert wird dieses Kreuz ins 16./17. Jahrhundert. Der Sage nach soll hier jemand ermordet worden sein.
Das Steinkreuz von Neuler:
Gleich 700 m hinter Neuler rechts an der Straße nach Espachweiler, findet man ein Steinkreuz in unmittelbarer Nähe eines eisernen Kreuzes. Es handelt sich um ein Steinkreuz (Sandstein) in lateinischer Kreuzform. Es datiert ins 16. Jahrhundert. Es soll hier jemand ermordet worden sein.
Das Steinkreuz von Neuler Ebnat:
Das Steinkreuz zwischen Neuler und Ebnat ist recht einfach zu finden.Es liegt etwa 5 m rechts neben der Straße nach Neuler, direkt an einem Holzkreuz.
Dieses Kreuz besteht aus sogenanntem Angulatensandstein in Lateinischer Kreuzform. Auffallend sind die breiten Längsbalken, derkurze Arm und der kurze Kopf. Die Inschrift auf dem Kopf und demQuerbalken lautet:
“ANNO 1647 DEN 6. MAYEN IST DER JEREMIAS HEISLER VERSHLAGEN WORTEN SEINES ALTERS UNGEFÄR 47
JAR”.
Das Kreuz datiert also ins 17. Jahrhundert. Ein Eintrag im
Totenbuch von Neuler erwähnt diesen Vorfall ebenfalls: “Jeremias Heisler a militibus caesus” (= Jeremias Heisler von Soldaten erschlagen). Vermutlich wurde Jeremias Heisler hier kurz vor Ende des 30 jährigen Krieges von schwedischen Soldaten ermordet. Der Sage nach sollen hier Schweden begraben sein, allerdings ohne irgendeinen geschichtlichen Hintergrund.
Das Steinkreuz von Pommertsweiler:
In Pommertsweiler rechts direkt an der Langestraße 52 Richtung Adelmannsfelden, findet man in einer Grünanlage ein Steinkreuz.
Hierbei handelt es sich um die breitfächige lateinische Kreuz-form aus Stubensandstein. Es befindet sich ein eingemeißeltes Messer oder ein Dolch in der Kreuzmitte. Darunter ein nach unten gerichtetes Beil.Dieses Kreuz datiert ins 16./17. Jahrhundert. Es gibt zwei Sagen um dieses Kreuz. Einerseits soll an dieser Stelle ein Mörder erstochen worden sein. Andererseits hätten drei Burschen um drei Ochsen gewettet, wer am schnellsten und weitesten laufen könne. Sie seien einer nach dem anderen tot zusammengebrochen. Eines der Kreuze steht in Pflaumloch. Früher stand dieses Kreuz im Vorgarten der Hauptstraße 15.
Das Steinkreuz von Frickenhofen:
In Frickenhofen am nordwestlichen Ortsausgang, direkt am Fußweg zur Hohentanne und Teufelskanzel steht ein Heute gut sichtbar gemachtes Steinkreuz (ganz am Ende der Schmiedstraße).
Dieses Kreuz ist ebenfalls in Lateinischer Form geschaffen. Es hat einen hohen Kopf und eine minimale Kopf- und Schaftver-breiterung. Das Kreuz aus Stubensandstein verfügt über keine genaue Datierung.Aufgrund der Form wird die Errichtung im 15. oder 16. Jahrhundert angenommen. Der Sage nach sollen sich im 30 jährigen Krieg an dieser Stelle zwei Männer wegen eines Brotlaibes umgerbracht haben. Da das Kreuz aber vermutlich älter ist, gilt dieser Entstehungsgrund als relativ unwahr-scheinlich.