Nachbildung des Limes in Steinbauweise (Limesmuseum Aalen)
Das Interesse am Limes wurde in Deutschland in der Zeit der Renaissance und des Humanismus wieder lebendig. Schon früh wurde mit der Erforschung des Limes begonnen. Gelehrte wie Simon Studion (1543-1605) erforschten Inschriften und entdeckten Kastelle. Simon Studion leitete archäologische Ausgrabungen des Kastells Benningen (Neckarlinie, Neckar-Odenwald-Limes).
Grundlegende Untersuchungen wurden im 19 Jh. unter anderem von dem am 17. April 1812 in Rom geborene Karl August von Cohausen unternommen. Cohausen war deutscher Architekt, Kunsthistoriker, Provinzialrömischer Archäologe und Berufsoffizier. Seine systematischen und grundlegenden Untersuchungen des römischen Limes führten 1884 mit der Publikation des Werkes „Der römische Grenzwall in Deutschland. Militärische und technische Beschreibung desselben“ zu einem ersten Limes-Kompendium, das nur wenige Jahre später die Basis für die Forschungen der Reichs-Limes-Kommission bildete, daß von Christian Matthias Theodor Mommsen (1817-1903) geleitet wurde. Somit ist Karl August Cohausen einer der Urväter der Limesforschung. Cohausen verstarb am 2. Dezember 1894 im alter von 82 Jahren in Wiesbaden)
Karl August von Cohausen (1812-1894)
Zur sicherung der rätischen Nordgrenze der ehemaligen Provinz Rätien (Hauptstadt Augsburg) wurden um die mitte des 2. Jahrhunderts (unter Kaiser Antonius Pius) zunächst Palisaden (160 km lang) aus Baumstämmen und hölzerne Wachtürme errichtet. Man fand z.B. in der Talaue der Jagst südlich von Schwabsberg im Jahre 1969 hölzerne Reste die anhand einer Dendrochronologischen Untersuchung auf das Jahr 139/40 n.Chr datiert werden konnten.
Rekonstruktion des Limes in Palisadenbauweise
Zwei Generationen später folgte der aufwendige Steinausbau der Grenzbe-festigungen mit einer 3 m hohen und 1,2 m dicken Steinmauer, diese läßt sich leider nicht mehr eindeutig datieren. Sie verlief ohne Unterbrechung vom Roten-bachtal westlich von Schwäbisch-Gmünd bis zur Donau bei Eining. Von Osten folgt dann die sogenannte "nasse Grenze" entlang der Donau. In Richtung Westen verläuft der obergermanische Limes, dessen Bauweise von der des raetischen Abschnitts abweicht.
Rekonstruktion des Limes in Steinbauweise (Rainau-Buch)
Der Limes ermöglichte die Überwachung und Beobachtung der Grenzzone, für eine Provinzverteidigung bei ernsthaften Angriffen war er nicht gedacht. Außer zahlreichen Holztürmen und Kleinkastellen zur unmittelbaren Grenzsicherung bestanden in Abständen von knapp 15 km große Truppenlager, in denen auch des öfteren teilberittene Kohorten (einheiten mit je 500 Soldaten) stationiert waren. Das größte Kastell am osträtischen Limes stand in Aalen und besaß eine Ala, eine Reitereinheit mit 1000 Soldaten.
Verlauf des raetischen Limes
Im Verlauf des 3. Jahrhunderts n.Chr. Wurde die Limesverteidigung durch zahlreiche innere und äußere Krisen sehr geschwächt. So gelang es den germanischen Verbänden aus dem Nordosten wiederholt tief in das römische Provinzgebiet einzudringen. Der Limes und sein unmittelbares Hinterland mußten schließlich um das Jahr 260 n.Chr. aufgegeben werden. Das römische Heer mußte sich daraufhin hinter die Donau, Iller und Rhein zurückziehen.
Rekonstruktion des Limes (Hüttlingen)
Auch nach der Zerstörung des Limes durch die Alemannen erfüllten Teile des Limes noch gewisse Grenzfunktionen. Zum Beispiel diente er im Mittelalter als Bistumsgrenze und später als Oberamtsgrenze.
Stellenweise ist der Limes noch als leichte Erhöhung zu erkennen
Das Limestor bei Dalkingen, geschützt durch ein Glasbauwerk
Die Limeswachtürme
Entlang des gesamten Limes, wurden zirka 900 Wachtürme ( lat: burgi ) gebaut, um die Grenze zu überwachen. Die Türme waren anfangs durch Postenwege und später durch eine Strasse, den sogenannten Limesbegleitweg, miteinander verbunden. Der Abstand zwischen ihnen war unterschiedlich und betrug, je nach topografischer Begebenheit, zwischen 100 und 500 Metern.
Meistens wurden die Türme auf Hügeln oder Geländeerhebungen gebaut, um eine gute Sicht auf den Limes und das dahinter liegende Land zu gewähren. Auch der Kontakt untereinander, sowie zu den umliegenden Kastellen musste gewährleistet sein.
Die Kommunikation zwischen den Türmen, sowie mit den Kastellen erfolgte durch Licht- oder Rauchzeichen. Wurde von den Wachen etwas Verdächtiges, beziehungsweise Feinde entdeckt, hat man sofort die Einheiten im nächstliegenden Kastell benachrichtigt. Diese Truppen rückten dann aus um dem Feind entgegen zu treten.
Rekonstruktion eines Limeswachturmes nach neuesten erkenntnissen (Rainau-Buch)
Die Höhe der Türme lag meist bei ca. 10 Metern, die Dicke der Mauern bei durch-schnittlich 50 Zentimetern und der Mauerumfang war in der Regel 5x6 meter. Betreten werden konnten sie nur über eine Leiter, da der Eingang aus Sicherheitsgründen meist im ersten Stock lag.
Das Erdgeschoss wurde als Vorratsraum, der erste Stock als Wohn- und Schlaf-bereich, und der zweite Stock als Wachraum benutzt. Viele Türme besitzen einen umlaufenden Graben, von dem man annimmt, dass er der Entwässerung gedient hat. Meist waren hier 3 - 4 Soldaten über kurz oder lang stationiert.
Die Türme trugen auf der Aussenwand einen weissen Kalkputz auf dem die Fugen der darunter liegenden Steine nachgebildet waren. Die Fugen selber waren mit roter Farbe kenntlich gemacht.
3D-Rekonstruktionsversuch des Limeswachturmes bei Rainau Buch