Von einer Spornburg zum Amtsschloss
Im frühen Mittelalter spielte Unterkochen als Urpfarrei St. Marien für den ganzen Bezirk eine wichtige Rolle. Der Ort lag inmitten des ausgedehnten Reichsgutes zwischen Remstal und Ries, an der wichtigen Albpassstraße von Aalen über Heidenheim zur Donau. Zum Schutz einer vermeintllich frühmittelalterlichen Hofstätte, am Zusammenfluss von Weißem und Rotem Kocher, diente vielleicht die kleine Abschnittsbefestigung am Nordhang des Zwerenberges.
Die erste Erwähnung einer niederadeligen Familie, die sich nach “Kochen” bezeichnet, stammt aus dem Jahr 1147, als u.a. die Brüder Rudolf und Rüdiger von Kochen eine Güterschenkung an das Kloster Ellwangen tätigten (Rudolf et frater ejus Rodeger de Cohen). Die Herren von Kochen, die ursprünglich wohl Ministeriale dieses Klosters waren, sind noch bis in das 13. Jahrhundert vereinzelt genannt, ohne dass die
Quellen zwischen Ober- und Unterkochen differenzieren. Ob aber die Gründung
der Kocherburg auf dieses Geschlecht zurückgeht muss mangels entsprechender Nachweise offen bleiben.
Die Entstehung der Burg oder die Erneuerung einer noch früheren Burganlage wird für die Zeit um 1200 angenommen. Dies kann bisher nicht durch datierbares Fundmaterial nachgewiesen werden. |
Im Jahre 1300 wird die Kocherburg als Eigentum der Ritter von Ahelfingen erwähnt.
Ein „Sifrido de Ahelvingen“ wird 1188 und 1217 urkundlich erwähnt. Der Stammsitz der Ahelfinger dürfte die Burg Oberalfingen gewesen sein. Ulrich von Ahelfingen
(Bild oben) wurde 1317 erstmals urkundlich erwähnt und ist im "Alten Stift" der Basilika St.Vitus in Ellwangen begraben. Er war Erbauer und residierender Ritter auf der Burg Wasseralfingen (Wasserschloss). Der Name Wasseralfingen ist abgeleitet vom Namen der Ahelfinger (Wasser“ahelfingen“).
In dieser Zeit war die Kocherburg wohl eine Spornburg mit hoher Schildmauer im Osten, um vor Angriffen von der Bergseite her, eben wie ein gewaltiges Schild, zu schützen. Die Schildmauer (auch Stirnnmauer) war oft 3 bis 4 m stark, 15 bis 30 m hoch und enthielt oft schmale Gänge, die von hochgelegenen Türen aus erreichbar waren. Solche Mauern scheinen von der zweiten Hälfte des 13. Jh. an den Bergfried auf Spornburgen ersetzt zu haben. Zusätzlich verleihten die Umfassungsmauern
und die Burggräben im Osten und Westen der Kernburg weiteren Schutz.
Im Westen befand sich die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden. Es ist davon auszugehen, dass es in diesem Bereich eine eigene Schmiede gab, da dort vermehrt Schmiedeschlacke gefunden wurde.
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Im Jahre 1317 wird die Burg urkundlich als Castrum Kochenburch erwähnt. Wie aus dieser Urkunde hervorgeht, gelangt die Burg durch Tausch an die Abtei Ellwangen
und wird Obervogtssitz des ellwangischen Oberamts Kochenburg. Ab dieser Zeit wechselt die Burg öfters ihren Besitzer. Nach der Oberamtsbeschreibung (1854) erwarben die Grafen von Öttingen im 14. Jahrhundert die Burg als Lehen, in der
zuvor die Herren von Ahelfingen das Nutzungsrecht hatten.
1397 bewohnt Albrecht der Hagge die Burg. 1467 ist die Burg Ruhesitz des Fürstprobstes Johann von Hürnheim. Johann II. von Hürnheim war von 1452-1460 Abt von Ellwangen. Von 1460-1461 war er Fürstpropst und gleichzeitig Stadtherr
der Stadt Ellwangen. Im Jahre 1480 stirbt Johann von Hürnheim. Sein Nachfolger
als Fürstpropst wurde Albrecht von Rechberg.
Zwischen 1367 und 1506 wird die Burg, auf der dem Grafen von Württemberg, Inhaber der Ellwanger Klostervogtei, das Öffnungsrecht zustand, mehrfach als Ort von Rechtsgeschäften erwähnt. Zahlreiche Urkunden der Ellwanger Äbte und Pröbste tragen das Datum der Kocherburg. Auch wird die Burg als Sommeraufenthalt der Äbte genannt.
Aus dem 16. Jahrhundert sind zahlreiche Reparaturen an verschiedenen Gebäuden überliefert, die sicherlich das Erscheinungsbild der Anlage veränderten. In den
Jahren von 1602-1603 werden Baumaßnahmen unter Probst Johann Christof von Westerstetten vorgenommen. Er ist am 6. Januar 1563 auf Schloss Wasseralfingen zur Welt gekommen und 1637 in Eichstätt gestorben. Er war zwischen 1603 und 1613 Fürstpropst in Ellwangen und anschließend bis zu seinem Tod Bischof in Eichstätt. Johann Christoph I. von Westerstetten war ein fanatischer Hexenverfolger.
Im frühen 17. Jahrhundert war die Kocherburg offenbar sehr baufällig geworden. Deshalb ließ Probst Johann Jakob Blarer von Wartensee (*um 1575; † 9. März
1654 in Ellwangen) im Jahre 1627 das alte Schloss, in dem wohl noch Teile des mittelalterlichen Palais erhalten waren, abtragen. Er beauftragte den Baumeister
Hans Alberthal von Roveredo (Graubünden) zum Neubau eines Spätrenaissanceschlosses.
1627 wird der erste Stein des neuen Baues durch Johann Jakob Blarer gelegt.
Zuvor wurde mit Pfarrer Wolfgang Grafer (von 1612-1657 Pfarrer in Unterkochen), zwei Kammerdienern, einem weiteren Geistlichen und Bauersleuten aus der Umgebung
ein Gebet gesprochen. Das Baumaterial hierfür kam teilweise von der Vorgängerburg, dies kann man noch heute an sekundär verbauten Eckbuckelquadern, Ausgleichslagen aus Backsteinen und eingemauerten Ziegeln der Vorgängerburg, erkennen. Weitere Steine wurden in Treppach gebrochen. 1632 wird der mehrgeschossige Neubau vollendet.
Das Schloss hatte jedoch nur kurze Zeit Bestand, denn schon 1645 wurde es von den Schweden im Zuge des Dreißigjährigen Krieges
zerstört.
Ab 1649 dienten die Ruinen der Kocherburg als Steinbruch, um billig Baumaterial zu beschaffen, u.a. für den Bau des Amtshauses (1649), der Pfarrkirche (1764) und
der Papiermühle (1739) in Unterkochen. Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Ruine Kocherburg erstmals wissenschaftlich untersucht und erste Grabungen vorgenommen.
Gegenwärtig befasst sich die INKO (Initiative Ruine Kocherburg) umfangreich mit der Erhaltung und Erforschung der Kocherburg.
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Die vorgeschichtliche Wallanlage
Das 650 x 350 m große , nach allen vier Seiten steil abfallende Plateau ist von der Hochfläche des Härtsfeldes durch einen schmalen sattelartigen Grat abgetrennt.
Die flachere Nordostflanke des Berges wird durch einen 400 m langen Wall (mit vorgelagertem Graben) geschützt, der an dern stumpfwinklig einziehenden Stelle
das einzige Tor der Anlage aufweist. Weiter hangabwärts findet sich der niedrigere untere Ostwall. Eine Annäherung von Westen verhinderte der kurze Wall nahe
der mittelalterlichen Burgruine.
Die älteste Befestigung läßt sich aufgrund mehrerer Henkelgefäße in die frühe Bronzezeit datieren. Durch das reiche Erzvorkommen erlebte die Wallanlage aber erst in der Frühlatènezeit eine stärkere Besiedlung. Ihre zunehmende Bedeutung zeigt sich auch in dem neu errichteten Erdwall mit innerer Holzkonstruktion. Diese Anlage wurde später durch Brand zerstört und wohl seit 2000 Jahren nicht wieder aufgebaut.
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