Zivile Besiedlung bei den Römern



Nachbildung einer Villa Rustica (Limesmuseum Aalen)


Mit der errichtung des raetischen Limes unter Kaiser Antonius Pius und der Anlage der Kastelle Buch und Aalen, entwickelte sich im Hinterland des Limes vermutlich sehr rasch ein friedliches Leben, allerdings im unmittelbaren Bereich des Limes sehr stark vom Militär bestimmt war. Gerade das Umland der Kastelle war sicherlich
eines der Hauptlieferanten für die Nahrungsmittelversorgung der Soldaten.

Das Militär und seine Kastellanlagen waren die Hauptgründe für die Ansiedlung von Händlern, Handwerkern, Gastwirten oder Personen die in irgendeiner Weise mit der Truppe verbunden waren, in der unmittelbaren Umgebung des Lagers.


Reliefsigillata vom Vicus Aalen, vermutlich handelt
es sich um Importware aus Rheinzabern



Diese Lagerdörfer (vici) entstanden bei allen länger benutzten Garnisionen und erstreckten sich meißtens entlang der Hauptausfallstraßen. Dazu muß man damit rechnen das sich auch Angehörige der Soldaten dort niedergelassen haben und der eine oder andere ausgediente Soldat sich dort eine neue Heimat geschaffen hat.


Beispiele für Kastelldörfer:

Vicus beim Kastell Aalen (50 m nordwestlich der Nordecke des Kastells). Leider sind gerade vom Aalener Lagerdorf nur ganz geringe Teile bekannt. Der größte Teil der Fläche ist durch moderne Bebauung längst gestört. Dennoch traten immer wieder Fundamente von römischen Gebäuden im Umkreis des St. Johann Friedhofs auf.

In der Gartenstraße fand man mehrere Brunnen, Münzen, Keramik und Schmuck.



Diverse Lesefunde von römischer Keramik aus unserer Region



1938 stieß man südlich an der oberen Bahnstraße auf einer Fläche
von 150 qm auf römische Baureste des 2./3. Jahrhunderts sowie auf sieben holzverschalte Brunnen mit Tiefen bis zu 8 Metern.

1925 wurde am Fuße des Burgstalles eine Begräbnisstätte und ein Totenverbrennungsplatz festgestellt. Es wird vermutet das es
sich hierbei um einen Friedhof der Reitertruppe und der Bewohner
handelt.

Im Jahr 2014 und 2015 fanden die ersten wissenschaftlichen Grabungen vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Bereich des Aalener Vicus statt. In der Gartenstrasse konnten so bei einer Notgrabung zwei holzverschalte Be- und Entwässerungsgkanäle mit kleineren einmündenden Seitenkanälen freigelegt werden. Des Weiteren kamen zwei hölzerne Kastenbrunnen, ein Abort, sowie Pfostengruben und weitere hinweise auf römische Besiedlung zutage.


Rekonstruktionsversuch der Kanäle in Holzbauweise (E.Zecchinon/B.Rieger)


Eine weitere Grabung fand auf dem Stützelareal, nahe der der Bischof- Fischer-Strasse statt. Auch hier konnte man ehemalige Gebäude anhand von Pfostengruben nachweisen. Unter anderem wurde hier ein ehemaliger Bachlauf angeschnitten und systematisch ergraben. Dieser ehemalige Bachlauf enthielt römisches Fundgut, dass ein Leben in einem römischen Lagerdorf veranschaulicht.


3D-Modell eines goldenen Lunula-Amuletts vom Vicus Aalen (B.Rieger)



Weitere grössere Ansiedlungen dieser Art gehörten zum Kohortenkastell in Buch und
zum Numeruskastell Hahlheim.

Denar des Septimius Severus (Kaiser von 193-211 n. Chr.)


Neben diesen Siedlungen bestanden in unserem Bereich auch einige Einzelhöfe (villae rusticae). Diese Gutsanlagen waren meist mit einer Mauer Umgeben, die das Hauptgebäude sowie mehrere Wirtschaftsgebäude und häufig sogar auch noch ein kleines Badegebäude umschloß. Hier ließen sich meißt Ranghafte Veteranen mit ihren Angehörigen nieder.

Modell einer Villa Rustica ( römischer Gutshof )