Die Kocherburg – und das Geheimnis um des `Pudels Kern´

(von Dana Herrmann)


Man kommt nicht um das Zitat aus Goethes Faust herum, wenn es um die Legenden der Kocherburg und ihre „sagenhaften“ Funde geht. Hier wird ein schönes Beispiel dafür aufgezeigt, wie sich Wissenschaft und volkstümliche Erzählungen einander ergänzen und stützen.


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Freigelegter Hundeschädel
(Sanierungsarbeiten-Südmauer 2008)

 

Die älteren Einwohner von Unterkochen kennen bestimmt noch die Sage vom grossen, schwarzen Pudel auf der Kocherburg.
Demnach nahm die Ritterstochter Hildegard durch einen von ihr veranlassten Unfall und aus Eifersucht heraus ihrer hübschen Schwester Edeltraut das Augenlicht. Kurze Zeit später starben die Eltern, die das schwere Schicksal ihrer Tochter nicht überwinden konnten. Als es später darum ging das Familienerbe gerecht unter den zwei Schwestern aufzuteilen, ertappt Hildegards Bräutigam sie beim Betrügen ihrer blinden Schwester und verließ sie. Daraufhin erschlug Hildegard aus Zorn ihre Schwester. Für den Mord und die Habgier wurde sie verdammt und musste fortan den Familienschatz in der felsigen Burghöhle der Kocherburg als Pudel bewachen.

Fakt ist, dass auf dem Areal der Burg ein grünglasiertes Ofenkachelfragment aus Ton gefunden wurde, das einen Pudel zeigt, der vor einem Turm sitzt. Und neben der Felsenhöhle unterhalb der Ostmauer der Kocherburg wurden Tierknochen entdeckt. Erst kürzlich wurden diese Überreste von einer Expertin als Hundeknochen erkannt. Die Form des Schädels ist eigentlich typisch für Pudel. Gerade in der Zeit des ausgehenden Mittelalters erfreuten sich Pudel, die aus einer Kreuzung
von Hütehunden mit Jagdhunden entstammen, in Deutschland grosser Beliebtheit, nicht nur für die Wasserjagd. Sie sind Inhalt zahlreicher Darstellungen.

Die Tierknochen sind mindestens zwei Individuen zuzuordnen. Was diese Tatsache für die verzauberte Ritterstochter bedeutet, gehört schon wieder ins Reich der Märchen und Sagen. Vielleicht hat es sich der Bräutigam doch anders überlegt, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Die Hoffnung auf den Goldschatz sowie Sicherheiten für sein Töchterchen aus erster Ehe mögen dabei eine Rolle gespielt haben…

Der Schatz selbst wurde noch nicht gefunden. Aber ist die Ruine Kocherburg nicht selbst ein Fundkästchen, das seine Geheimnisse, die von kulturellem Wert und Interesse sind, nach und nach freigibt ?
„Das also ist des Pudels Kern!“

Quelle: E. Bayer, Sagen und Schwänke von Berg und Tal und Dorf. Heimatbuch Unterkochen (1954)281ff.



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Ein grünglasiertes Ofenkachelfragment von der Kocherburg
aus Ton , das einen Pudel zeigt, der vor einem Turm sitzt.



Eine rekonstruktion des Ofenkachelfragments,
in Form von Weihnachtsgebäck von Erich Holzwarth.